Emotionen verkaufen

    Die Branche des Schuhdetailhandels erholt sich nach den Lockdowns und der stationäre Handel setzt auf Emotionen und Einkaufserlebnis. Der Verband schuhschweiz hebt mit dem «Goldenen Schuhlöffel» wie auch mit der neuen Grundbildung 2022 den Stellenwert gut ausgebildeter Fachkräfte hervor. Dieses führen den Schuhhandel mit viel Know-how und neusten Fachkenntnissen in die Zukunft.

    (Bilder: zVg) Die Besten der Schuhbranche: Diese Absolventinnen und Absolventen der Grundbildung Detailhandelsfachfrau/-mann EFZ oder Detailhandelsassistentin/-in EBA wurden mit dem Goldenen respektive Silbernen Schuhlöffel ausgezeichnet.

    Unser Schuhschrank beweist es tagtäglich: Wir können nie genug Schuhe haben – denn sie tragen uns durch unser ganzes Leben. Besonders für Frauen spielt beim Schuhkauf eine emotionale Komponente mit. Mit Schuhen kaufen sich Frauen ganze Gefühlswelten und Träume. So wundert es kaum, dass beim Schuhkauf die Leidenschaft über die Vernunft siegt: Mehr als jede zweite Frau hat für die Objekte ihrer Begierde schon einmal mehr Geld ausgegeben als geplant. Heute muss die Fussbekleidung vorwiegend bequem und lässig zum Tragen sein. Momentan ist der Sneaker in allen Variationen voll im Trend. Während diese Art von Schuhwerk ursprünglich aus dem Sport stammt, werden heute praktisch von allen Strassenschuhhersteller die bequemen und trendigen Laufschuhe produziert.

    Der Schweizer Schuhmarkt ist in den letzten Jahren einem kontinuierlichen Wandel unterworfen. «So gibt es nur noch ganz wenige Mitglieder, die in ihrem Sortiment beispielsweise noch Skischuhe und Fussballschuhe führen. Das gehörte vor Jahren noch zum Angebot des Schuhdetailhandels», erinnert sich Dieter Kindlimann, Ehrenpräsident von schuhschweiz. Er kennt die Branche seit über 50 Jahren aus dem Effeff. Und Christine Müller, Leiterin der Geschäftsstelle schuhschweiz in Gelterkinden, ergänzt: «Heute haben sich die Angebote auf Kinder-, Damen- und Herrenschuh fokussiert. Leider führen nur einzelne Betriebe auch Textilien – dies, obwohl mit dieser Erweiterung gute Umsätze mit Schuhen und Bekleidungen generiert werden.»

    Der stationäre Schuhhandel hat pandemiebedingt eine harte Zeit hinter sich und verlor aufgrund des harten Lockdowns massiv an Umsatz. Für Lukas Kindlimann, Präsident von Schuhschweiz, hat der Bundesrat und BAG willkürlich gehandelt. Zudem wirkt Corona als Digitalisierungsbuster und lässt den Onlinehandel boomen. Doch Müller stellt im Schuhdetailhandel trotzdem eine Rückkehr zur Normalität fest: «Schuhe werden oftmals mit viel Emotionen verbunden gekauft und die Kundinnen und Kunden legen dabei grossen Wert auf eine kompetente und persönliche Beratung und Rundumservice – vor allem, wenn es sich um ein edles und wertvolles Produkt handelt. Das Einkaufserlebnis spielt nach wie vor eine grosse Rolle.» Wichtig sei, dass der stationäre Handel seinem Grundsatz treu bleibe und sich so von den Onlineanbietern abhebe.

    Optimierte Grundbildung für die Zukunft
    Kernthema des engagierten Verbandes ist die Aus- und Weiterbildung. Dabei ist die Grundbildung die wichtigste Säule für eine künftig erfolgreiche Laufbahn in der Branche. «Wir arbeiten bezüglich Weiterbildung branchenübergreifend mit Bildung Detailhandel Schweiz zusammen», so Müller. Die beiden Grundbildungen Detailhandelsassistent/-in EBA und Detailhandelsfachfrau/-mann EFZ werden momentan überarbeitet und optimiert. Dazu Müller: «Wir stehen kurz vor der neuen Grundbildung 2022. Das ist für unseren Verband sowie die Berufsbildner eine grosse Herausforderung.» Dabei wird die neue Grundbildung ganz nach dem Motto «Handel ist Wandel» auf Handlungskompetenzen ausgerichtet, um dem Berufsnachwuchs eine attraktive Zukunft zu ermöglichen. «Im September 2021 sind deshalb in der ganzen Schweiz regionale Informationsveranstaltungen für Berufsbildner geplant. Das Interesse ist gross, wenn das nicht ein gutes Omen ist», freut sich Kindlimann. Wie in vielen andren Branchen ist auch im Schuhdetailhandel die Fluktuation grösser als auch schon. «Aber es kommen immer wieder ehemalige Schuhfachleute in unseren Beruf zurück», freut sich Kindlimann. Dass die Branche ohne bestens ausgebildete Fachleute keinen Bestand haben kann, hat der Verband bereits vor 50 Jahren erkannt. Deshalb vergibt er Auszeichnung «Golderner Schuhlöffel» (vgl. Kasten) an die Besten der Branche, um so immer wieder gute Fachleute zu rekrutieren.

    Hervorragender Abschluss: Schweizermeisterin Annika Ganz schloss mit 5,8 ab.

    Doch Covid hat auch die Grundbildung tangiert: «Die Berufsfachschulen waren davon betroffen, mussten doch teilweise betriebliche Kurse verschoben werden oder mit weniger Teilnehmenden geführt werden. Dies hat sich negativ auf die Lerneffekte ausgewirkt, weshalb wir dieses Jahr weniger Rangkandidatinnen und -kandidaten haben», erklärt Müller und bedauert, dass es momentan noch viele freie Lehrstellen hat. Doch auch der Schulrucksack der Lernenden macht Kindlimann Sorgen: «Bei vielen Schulabgängern ist ein Defizit in der Arbeitsmarktfähigkeit festzustellen. Sie können teilweise unsere Sprache nicht und haben daher grosse Mühe an den ÜKs mitzukommen. Wir wünschen uns künftig Schulabgänger mit einer besseren beruflichen Vorbereitung sowie Bereitschaft und Kooperation, am selben Strick zu ziehen wie die Berufsbildner», bringt es Kindlimann auf den Punkt.

    Stark regulierte Branche
    Doch der Schuh drückt die Branche auch in anderen Belangen wie dem immer grösseren administrativen Aufwand mit zusätzlichen Gebühren, Abgaben und unnötigen Regulierungen. «Diese kosten unseren Mitgliedern unnötig Zeit und Geld», so Kindlimann. Als Beispiel nennt er die massivere Erhöhung der Kredit- und Debitkartengebühren. «Das ist ein No-Go und muss rückgängig gemacht werden», fordert er. Für Kindlimann wie auch Müller ist es klar, dass die Branche noch viel Zukunftspotenzial hat – denn Schuhe braucht es immer: «Dazu braucht es aber Weitsicht, Umsicht und eine klare Position», sind sie sich einig.

    Corinne Remund

    www.schuhschweiz.ch


    Grosses Engagement in der Aus- und Weiterbildung

    schuhschweiz ist der Branchenverband des Schuhdetailhandels. Dieser hat sich schon 1894 zu einem nationalen Berufsverband zusammengeschlossen. Der engagierte Verband bietet seinen Mitgliedern zahlreiche Dienstleistungen und versorgt sie regelmässige mit den neusten Informationen und Aktualitäten aus der Branche. Eine gute Errungenschaft ist unter anderem die verbandseigne AHV-Kasse Simulac, die sich ab 1. Januar 2021 mit einer anderen Kasse zusammengeschlossen hat. Ebenso zu Gute kommt den Mitgliedern die Kooperation mit der Branchenversicherung Schweiz.

    Der Verband führt einen Fachverlag und ist bestens vernetzt mit anderen Verbänden, Vereinen, Institutionen und Organisationen. Auch auf politischer Ebene pflegt er den regen Austausch mit Behörden und Politkern und setzt sich für politische, gewerbliche, und wirtschaftliche Anliegen der Schuhbranche ein.

    Ausbildung als zentrales Anliegen
    Ein wichtiges Standbein ist die Aus- und Weiterbildung respektive die Trägerschaft der Ausbildungs- und Prüfungsbranche Schuhe. Schuhschweiz organisiert die überbetrieblichen Kurse üK durch und führt die Qualifikationsverfahren zuständig sowie die Schulung der Prüfungsexperten durch. Aktuell zählt der Verband 1500 Verkaufsstellen als Mitglieder – der Organisationsgrad liegt bei 80 Prozent. Rund 5000 bis 6000 Beschäftigte arbeiten in der Branche. Die jährlich rund 2,4 Milliarden Franken erwirtschaftetet.

    CR


    GOLDENER SCHUHLÖFFEL

    Zum 50. Mal die Branchenbesten geehrt

    Es ist eine langjährige Tradition in der Branche, die besten Lehrabgänger mit dem sogenannten Goldenen und Silbernen Schuhlöffel auszuzeichnen. Die Verleihung, die jeweils ein Höhepunkt in der Branche ist, ging dieses Jahr bereits zum 50. Mal im Eventlokal «Startklar» in Emmen/LU über die Bühne. «Ziel der Verleihung ist es, eine Anerkennung der Leistung von Lernenden, die ihre Berufsprüfung als Detailhandelsfachfrau/-mann EFZ oder Detailhandelsassistentin/-in EBA in der Schuhbranche mit einer Note 5,3 und höher abgeschlossen haben», betont Christine Müller, Leiterin Geschäftsstelle schuhschweiz. Eherenpräsident Dieter Spiess verweist zudem auf die wichtige Bedeutung der Grund- und Weiterbildung in der Branche: «Für schuhschweiz ist die Berufsbildung eine zentrale und permanent Aufgabe, die wir mit Freude, Leidenschaft und Überzeugung für Lernende und Berufsbildner umsetzen.» Und er betont weiter: «Denn ohne guten Berufsnachwuchs kann keine Branche Bestand haben.»

    Rangliste Goldener Schuhlöffel: Detailhandelsfachfrau/-mann EFZ
    Note 5,8: Annika Ganz
    Note 5,7: Julia Elena Zbinden
    Note 5,5: Rosa Josefina Gonçalves Frage Dos Santos, Pedro Miguel Gouveia Santos, Analine Trino de Almeida, Gina Wildhaber.
    Note 5,4: Damaris Bisseger, Sandro Monteiro Almeida, Viviene Reichlin 5,4, Marie Larissa Wigger 5,4.

    Silberner Schuhlöffel: Detailhandelsassistentin/-in EBA
    Note 5,8: Noemi Fankhauser.
    Note 5,3 : Daniel de Luca.

    CR

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