Bernhard Emch, Geschäftsleiter der EMCH Aufzüge AG in Bern erklärt, welchen grossen Schaden die «Juso-Initiative» im Schweizer Unternehmertum anrichten würde. Sie führt dazu, dass das langfristige Denken eines Familienbetriebs verloren ginge und damit auch sämtliche Arbeitsplätze weg wären. Für den innovativen und weitsichtigen Unternehmer sind beim Klimaschutz alle gefordert – nicht nur ein paar Reiche. Zudem liegt für ihn die Lösung nicht im Umverteilen, sondern in Innovationen.

Bernhard Emch, Ihre Firma EMCH Aufzüge gibt es seit 145 Jahren – ein echter Familienbetrieb. Was bedeutet Ihnen diese Tradition?
Bernhard Emch: Unsere Wurzeln hier in Bern sind sehr wichtig. Viele Mitarbeitende sind mit der Region verbunden. Gleichzeitig sind wir heute schweizweit und international tätig – weltoffen, aber verwurzelt. Für mich ist das eine grosse Verpflichtung: Wir wollen das Unternehmen in die 5. Generation führen.
Sie sind in Bern geblieben – trotz hoher Steuern.
Wir werden oft gefragt, warum wir nicht in einen steuergünstigeren Kanton ziehen. Aber der Aufwand, eine Produktion zu verlagern, wäre riesig. Und wenn wir nur dank tiefer Steuern erfolgreich wären, wäre etwas falsch. Trotzdem spüren wir den Nachteil gegenüber Konkurrenten in günstigeren Kantonen. Sollte uns irgendwann der Platz oder die Entwicklungsmöglichkeiten fehlen, könnte das Thema Steuern schon mitentscheiden.
Sie beteiligen Ihre Mitarbeitenden am Gewinn. Ziemlich ungewöhnlich.
Weil es für uns selbstverständlich ist. Wir reden oft von der «grossen Emch-Familie». Wenn wir erfolgreich sind, teilen wir das mit allen, die dazu beitragen. Und in schwierigen Jahren spüren wir dafür die Loyalität. Das ist Geben und Nehmen.

Die Juso will, dass Superreiche die Hälfte ihres Erbes abgeben. Bernhard Emch, sind Sie superreich?
Ganz klar nein. Die Juso verwechselt Reichtum mit Vermögen. Mein Bruder und ich haben die Firma 2002 übernommen. Wir sind die 4. Generation in diesem Familienbetrieb. Was wir verdienen, geht in die Firma zurück – in Gebäude, Maschinen, Patente, Auslandtätigkeit. Unser Vermögen steckt im Unternehmen, es liegt nicht auf einem Konto. Reich ist vielleicht, wer sich jedes Jahr eine Jacht oder Villa kauft – das trifft auf uns nicht zu.
Was umfasst dieses Firmenvermögen konkret?
Produktionshallen, Maschinen, Land, Patente, Markenrechte, Investitionen im Ausland. All das ist Vermögen, kein Luxus. Und das müssen wir jedes Jahr versteuern.
Wie gross ist die EMCH Aufzüge AG heute?
In Bern arbeiten rund 180 Menschen, insgesamt sind wir etwa 250. Wir stellen Spezialaufzüge her, keine Standardprodukte – massgeschneidert, in Einzelfertigung und komplett hier produziert.
Wären Sie von der Juso-Initiative betroffen?
Ja. Wenn einer von uns Brüdern sterben würde, würde der andere alle Aktien übernehmen – und wäre steuerpflichtig. In 10 bis 15 Jahren, bei einer Übergabe an die 5. Generation, dürfte der Firmenwert so hoch sein, dass die Juso-Steuer auch bei zwei Aktionären greifen würde.

Was wären die Folgen?
Wir müssten einen Kredit aufnehmen oder Firmenanteile verkaufen. Dann wäre die Unabhängigkeit weg. Eine Bank oder ein Investor denkt kurzfristig in Renditen, nicht in Generationen. Damit ginge das langfristige Denken eines Familienbetriebs verloren.
Das würde sich ja bei jeder Generationenübergabe wiederholen.
Ja. Etwa alle 30 Jahre würde Kapital abfliessen, das dann in der Firma fehlt. Dieses Geld sorgt heute für Wachstum, Arbeitsplätze und Innovation – nicht für private Bereicherung. Wenn es zum Staat fliesst, kann es dort nichts mehr zur Weiterentwicklung beitragen.
Armengenössig sind Sie ja nicht. Die Juso denkt, Sie sollten etwas abgeben.
Ich wüsste nicht, was. Wir wohnen in einem Einfamilienhaus, ja – aber sonst steckt alles in der Firma. Wenn wir verkaufen müssten, wäre die nächste Generation dann wahrscheinlich wirklich reich. Aber die Arbeitsplätze wären weg. Viele Familienbetriebe in unserer Branche wurden verkauft, die Produktion dann ins Ausland verlagert.
Die Juso begründet die Initiative mit Klimaschutz. Was tun Sie für Nachhaltigkeit?
Schon, dass wir hier in der Schweiz produzieren, ist nachhaltig. Unsere Aufzüge halten bis 50 Jahre und werden modernisiert statt ersetzt. Wir investieren in Energieeffizienz, beteiligen uns an Zielvereinbarungen des Bundes und an der Berner Klima-Plattform der Wirtschaft. Nachhaltigkeit gehört zu unserer DNA.
Reiche seien für die Klimakrise verantwortlich, so das Mantra der Juso.
Das ist zu einfach. Sind es die Superreichen, die Zelte an Festivals stehen lassen oder Gummiboote wegwerfen? Es ist ein Wohlstandsproblem. Uns in der Schweiz geht es gut, und genau deshalb gehen wir oft sorglos mit Ressourcen um. Beim Klimaschutz sind alle gefordert – nicht nur ein paar Reiche.

Was würde die Annahme der Initiative für die Schweizer KMU bedeuten?
Sie würde viele Familienbetriebe treffen. Schon heute machen sich Unternehmerinnen und Unternehmer Gedanken, ob sie Kapital oder Produktion ins Ausland verlagern. Die Unsicherheit ist gross. Dabei sind KMU das Rückgrat unserer Wirtschaft.
Sie haben diesbezüglich in Frankreich eine schlechte Entwicklung verfolgt.
Dort gibt es eine Erbschaftssteuer – weniger streng als die Juso-Initiative. Trotzdem sind Familienunternehmen dort praktisch verschwunden. Für uns ist das geschäftlich eine Chance, wir haben Kunden in Frankreich. Aber es zeigt, was passiert, wenn man es mit den Steuern übertreibt.
Eine Umfrage von Swissmem, dem Branchenverband der Tech-Industrie, zeigt: Über 300 der Mitgliedfirmen wären betroffen. Eben auch Sie.
Das deckt sich mit meinen Beobachtungen. Viele Betriebe haben einen ähnlichen Aufbau und wären ebenfalls gefährdet.
Was geben Sie jungen Menschen mit, die meinen, mit dieser Initiative das Klima zu retten?
Ich verstehe ihre Sorgen. Aber die Lösung liegt nicht im Umverteilen, sondern in Innovation. Wir brauchen Technologie, Digitalisierung, intelligente Systeme, um Ressourcen zu sparen. Das gelingt nur mit einer liberalen Privatwirtschaft. Wenn der Staat die Kontrolle übernimmt, geht alles langsamer und weniger effizient.
Ihr Fazit?
Die Initiative will Reiche bestrafen, trifft aber die Falschen. Sie hemmt Innovation, gefährdet KMU und schwächt den Wirtschaftsstandort. Ich vertraue darauf, dass das Stimmvolk das erkennt – und die Initiative ablehnt.
Interview: Michael Perricone






